„Heute ist heute, morgen ist morgen“ - ein jüdisches Märchen

Liebes Publikum,
die letzte Premiere der Spielzeit am Jungen Staatstheater entlässt das Publikum mit einer hoffnungsvollen Botschaft in den Sommer. Nach alter jüdischer Erzähltradition und mit zeitlosem Puppenspiel erzählt Falk P. Ulke in »Heute ist heute, morgen ist morgen« eine Geschichte über das Vertrauen auf das Gute. Als Extra werden die Premiere am 23. Mai sowie die zweite Vorstellung am 25. Mai live vom Klezmermusiker Jo Rosenbrück begleitet.
Wie umgehen mit all den Ungewissheiten im Leben? Wo die meisten Menschen schon heute wissen müssen, was sie in vierzig Jahren kochen werden, erzählt dieses jüdische Märchen eine entspanntere Haltung: Wer auf jeden neuen Tag vertraut, dem wird gegeben, was er braucht. Selbst wenn es nicht danach aussieht. Denn heute ist heute, morgen ist morgen. Und Gott segnet jeden Tag.
So sagt es Levi, ein alter jüdischer Flickschuster, der davon lebt, abgenutzte Gegenstände zu reparieren. Mal ist das ein löchriger Kessel, mal ein zerrissener Schuh. Und die Leute wissen: Wenn uns was kaputt geht, kriegt Levi das wieder hin. Auf Levi können wir uns verlassen. Er verdient zwar nicht viel, aber Levi ist bescheiden. Täglich steht bei ihm das Brot auf dem Tisch, er muss nicht hungern. Darauf kann er sich verlassen.
Völlig unverlässlich aber sind die willkürlichen Dekrete des Königs. An einem Tag wird das Reparieren von Dingen verboten und Levi verliert seine Arbeit. Aber der Lebensmut verlässt ihn nicht. Stattdessen sucht er sich eine neue Tätigkeit, denn helfen kann man den Menschen doch immer. Doch schon folgt das nächste Gesetz. Jeder Prüfung stellt sich Levi mit Gelassenheit und Gottvertrauen entgegen.
Denn was soll er sich beschweren? Er hat doch zu essen. Sogar genug, um mit dem Bettler zu teilen, der jeden Abend an seiner Haustür erscheint. Und jeden Abend fragt er Levi, was er wohl tun würde, wenn der König am nächsten Tag auch seine neue Arbeit verbieten würde. Es ist sicher ein Zufall, dass am nächsten Morgen genau ein solches Dekret vom König verkündet wird. Auch wenn man munkelt, dass der König sich gern verkleidet unters Volk mischt ...
Für Levi ändert das nichts. Er weiß: Heute ist heute, morgen ist morgen. Gott segnet jeden Tag.
Henning Bakker,
Dramaturg Junges Staatstheater
„Heute ist heute, morgen ist morgen“
Ein jüdisches Märchen
ab 5 Jahren
Text: Falk P. Ulke • Komposition, musilakische Leitung, Musik: Jo Rosenbrück • Ausstattung, Puppenbau: Falk P. Ulke · Dramaturgie: Henning Bakker · Puppenspiel: Falk P. Ulke
Premiere: FR, 23.05.2025, 10.00 Uhr – Rautenkranz
weitere termine: 25.05., 27.05., 09.06., 11.06.2025
Wiederaufnahme in der Spielzeit 2025/26