„Ich hatte grad im Traum an dich gedacht“
mit Werken von Alban Berg, Joseph Marx, Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold
An neun Sonntagen laden wir Sie ein, in intimer Atmosphäre sowohl instrumentale als auch vokale Werke zu erleben. Jedes Programm ist einem speziellenThema gewidmet.
Im 3. Foyerkonzert widmen sich die Sopranistin Lena Kutzner und Studienleiter Mark Johnston Liedern, die sich auf der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert bewegen. Große Romantik und pure Expressivität – all das bieten die Lieder Albern Bergs, Joseph Marx’, Richard Strauss’ und Erich Wolfgang Korngolds. Sie erzählen Geschichten von Sehnsucht, Traumbildern und Abschied.
Bergs zwischen 1905 und 1908 entstandene „Sieben frühe Lieder“ kreisen um tiefe, aber auch widersprüchliche Gefühle eines Mädchens. Die Gedichte stammen u. a. von Carl Hauptmann, Rainer Maria Rilke und Theodor Storm. Sie zeichnen ein poetisches Bild einer jungen Liebe, deren emotionaler Ausdruck die Musik verstärkt. Zunächst nicht als Zyklus gedacht, widmete Berg sie später im Ganzen seiner Frau Helene. Anders als seine Opern „Wozzeck“ (1925) und „Lulu“ (1937) können diese Lieder als hochromantisch bezeichnet werden. Sie zeugen von der Beschäftigung mit Gustav Mahler, Hugo Wolf und dem musikalischen Pluralismus der Jahrhundertwende. Veröffentlicht wurden sie erst 1928, drei von ihnen führte der Komponist jedoch bereits 1907 bei einem Kompositionsabend von Schönberg-Schülern auf; es war sein allererstes Konzert vor Publikum überhaupt.
Der heute relativ unbekannte Komponist Joseph Marx (1982-1964) studierte zunächst auf Wunsch seines Vaters Rechtswissenschaft, wechselte aber bald zur Philosophie, Kunstgeschichte und widmete sich immer mehr der Musik. Dies verursachte einen Bruch mit seiner Familie. Dennoch gab er die Komposition nicht auf, wurde sogar Professor für Musiktheorie an der Wiener Musikakademie, war mit vielen bekannten Komponisten seiner Zeit befreundet und er hinterließ der Nachwelt einige Werke wie seine impressionistische „Nocturne“.
Aus Richard Strauss’ „Fünf Lieder Op. 39“ erklingen drei ausgewählte Lieder: Das erste Lied („Leises Lied“) strahlt passend zu seiner Traumthematik eine geradezu kosmische Ruhe und aus und birgt Assoziationen mit Debussys Ganztonharmonien. Einen kleinen Exkurs in die Märchenwelt bietet das vergnügt spritzige „Junghexenlied“, bevor es mit dem Titel „Befreit“ darum geht, dass sich ein Mann von seiner glücklich und ruhig sterbenden Frau verabschiedet.
Anknüpfend an „Die tote Stadt“, in der Lena Kutzner in der vergangenen Spielzeit als Marie und Marietta zu erleben war, stellt sie zudem Erich Wolfgang Korngolds Zyklus „Lieder des Abschieds“ vor. In vier melancholischen Weisen setzt sich der Komponist 1921, ein Jahr nach seinem Opernerfolg, abermals mit dem Thema Tod auseinander: Von leidenschaftlichem Schmerz bis zum gefassten Abschied sind alle Phasen der Verlustbewältigung vorhanden.
Alban Berg (1885-1935)
Sieben frühe Lieder
Nr. 1: Nacht (Text: Carl Hauptmann)
Nr. 2: Schilflied (Text: Nikolaus Lenau)
Nr. 3: Die Nachtigall (Text: Theodor Storm)
Nr. 4: Traumgekrönt (Text: Rainer Maria Rilke)
Nr. 5: Im Zimmer (Text: Johannes Schlaf)
Nr. 6: Liebesode (Text: Otto Erich Hartleben)
Nr. 7: Sommertage (Text: Paul Hohenberg)
Joseph Marx (1882-1964)
Nocturne (Text: Otto Erich Hartleben)
Richard Strauss (1864-1949)
5 Lieder, op. 39 Nr. 1:
Leises Lied (Text: Richard Dehmel)
Nr. 2: Junghexenlied (Text: Otto Julius Bierbaum)
Nr. 4: Befreit (Text: Richard Dehmel)
Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)
Lieder des Abschieds, op. 14
Nr. 1: Sterbelied (Text: Alfred Kerr)
Nr. 2: Dies eine kann mein Sehnen nimmer fassen (Text: Edith Ronsperger)
Nr. 3: Mond, so gehst du wieder auf (Text: Ernst Lothar)
Nr. 4: Gefasster Abschied (Text: Ernst Lothar)