Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch
Gottlieb Biedermann ist ein wohlhabender Haarwasserfabrikant, der jüngst seinen Angestellten Knechtling entlassen hat, obwohl dieser ihm diesen Wohlstand durch seine Erfindung erst eingebracht hatte. Einerseits harter Geschäftsmann, möchte Biedermann jedoch gleichzeitig als „Seele von Mensch“ erscheinen. Als eines Abends ein Unbekannter an seine Haustür klopft, der sich als Schmitz, „Ringer von Beruf“, vorstellt, nimmt Biedermann ihn und seinen Kumpanen Eisenring deshalb in sein Haus auf, als Kompensation für sein begangenes Unrecht gegenüber Knechtling. Auch wenn sie ihm mit der Lagerung von Benzinfässern auf seinem Dachboden überdeutliche Hinweise auf ihre Absichten geben, ist Biedermann unfähig, sich den Brandstiftern verbal entgegenzustellen. Alles, was er sagt, entspricht einer aus Angst und schlechtem Gewissen geheuchelten Unwahrheit und diese Lügen nutzen Eisenring und Schmitz aus, um ihm ihre Anwesenheit aufzudrängen. Biedermann macht sich auf diese Weise zum Mitläufer; am Ende wird er den Brandstiftern sogar die Streichhölzer reichen, die seinen Untergang besiegeln.
Das Stück thematisiert die Konfliktfrage, inwieweit ein Mitläufer, der Abseits steht und sich dem Verbrechen entzieht, es aber nicht aufhält, sich selbst schuldig macht. Biedermann unterliegt den Brandstiftern, weil alles, was er sagt, nicht gemeint ist. Seine Sprache dient nicht der Darstellung, sondern der Verstellung. Mit „Biedermann und die Brandstifter“ (1958) schuf Max Frisch eine absurde Parabel vom opportunistischen Wegschauen und hohlen Beschwören der Menschlichkeit.
Regie: Peter Bernhardt
Bühne & Kostüme: Monika M. Cleres
Musik: Franz Tröger
Dramaturgie: Luise Curtius
Videodesign: Renatus Scheibe †
Gottlieb Biedermann: Yannick Fischer
Babette, seine Frau: Carla Witte
Anna, ein Dienstmädchen: Nora Hickler
Schmitz, ein Ringer: Michael Jeske
Eisenring, ein Kellner: Emil Schwarz
Polizist/Chor der Feuerwehr: Matthias Herold
Chor der Feuerwehr: Franz Tröger
Chorführer: Renatus Scheibe †