Komödie von Nikolaj Gogol, bearbeitet von John von Düffel
In einer russischen Kleinstadt greift die Angst um sich: Der Besuch eines Revisors ist angekündigt, der die Einwohner genau unter die Lupe nehmen wird. Dem Stadthauptmann schwant Böses, hat er doch selbst einiges zu verbergen. Der gerade im Hotel abgestiegene Chlestakow, ein mittelloser Beamter auf Durchreise, wird fälschlicherweise für den gefürchteten Revisor gehalten. Chlestakow wird sofort vom Stadthauptmann umgarnt, sogar in dessen Haus eingeladen. Den Warnungen seines Dieners Ossip zum Trotz, geht Chlestakow in seiner Rolle als Revisor auf und lässt sich von den Honoratioren der Stadt mit Geschenken und Geld überhäufen, denn alle hoffen darauf, seinem kritischen Blick zu entgehen. Die Frau des Stadthauptmanns hat, wie auch ihre Tochter, ein Auge auf den „hohen Beamten“ geworfen und alsbald steht auch das Wort Heirat im Raum. Doch die Geschichte nimmt für alle eine höchst überraschende Wendung!
Gogols Komödie von 1835 ist ebenso witzig wie bösartig und zeigt ein großartiges Sittenbild einer provinziellen Kleinstadt. John von Düffels Fassung holt das Stück auf überzeugende Weise in die Gegenwart und lässt den Assoziationen zu heutigen Schaumschlägern freien Lauf.
Chlestakow: Yannick Fischer
Ossip, sein Diener: Leo Goldberg
Der Stadthauptmann: Miguel Abrantes Ostrowski
Anna Andrejewna, seine Frau: Christine Zart
Marja Antonowna, seine Tochter: Miriam Haltmeier
Bobtschinski/Fjodor Fjodorowitsch/Luka Lukitsch: Vivian Frey
Dobtschinkski/Filip Filippowitsch/Postmeister: Jan Wenglarz
Der Stadthauptmann, seine Frau (Christine Zart), seine Tochter (Miriam Haltmeier), natürlich Chlestakow (Yannick Fischer), sein Diener (Leo Goldberg), und die in mehreren Rollen talentierten Jan Wenglarz und Vivian Frey brüllen, lachen, schäkern, bescheißen und bestechen, tricksen und täuschen. Ein sportliches, aber groteskes Spiel, das Ronny Miersch da mit großem Interesse für jeden noch so kleinen Fingerzeig inszeniert hat: Ein irres Puppenspiel. Wer sich darauf einlässt, hat an diesem Abend seine helle Freude.
Meininger Tageblatt, Peter Lauterbach, 08. Juni 2022
Christian Rinke hat nicht nur ein geradezu geniales Bühnenbild im Stil einer Jahrmarkt-Puppenspiel-Bretterbude gezimmert, sondern die Schauspieler kostümierenderweise auch noch in Puppen verwandelt.
Meininger Tageblatt, Peter Lauterbach, 08. Juni 2022
Miersch wertet Stadthauptmanns Tochter deutlich auf und entlässt sie aus der von Gogol verschuldeten Unmündigkeit. Miriam Haltmeiers Marja spielt nur das Dummchen mit Brille, hat aber als einzige hier den Durchblick. Eine durchtriebene Bitch auf Emanzipationspfaden.
Thüringer Allgemeine, Michael Helbing, 17. Juni 2022