Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Dichtung von Lorenzo Da Ponte
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Im Schloss des Grafen Almaviva freut sich der Diener Figaro auf seine Hochzeit mit der Kammerzofe Susanna. Marcellina, die in Figaro verliebt ist, möchte dies jedoch durch einen Schuldschein vereiteln. Zudem besteht der Graf auch noch auf dem Recht der ersten Nacht mit Susanna. Figaro schwört, sich an ihm zu rächen. Die vernachlässigte Gräfin schmiedet mit Susanna und Figaro ein Komplott gegen ihren Ehemann, um ihn wiederzugewinnen. Dabei spielt der pubertierende Page des Grafen, Cherubino, der sowohl Susanna als auch die Gräfin und die Gärtnerstochter Barbarina verehrt, unfreiwillig eine wichtige Rolle. Im nächtlichen Park findet das große Verwirrspiel, in dem die Herrin zur Dienerin wird und umgekehrt, die Standesschranken zu fallen scheinen und schließlich doch die richtigen Paare zueinander finden, ein Ende.
Aus dem skandalumwitterten Lustspiel von Beaumarchais schuf Lorenzo Da Ponte, ähnlich wie in „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“, ein die Konventionen der Zeit weit überragendes Opernlibretto, dem eine detaillierte Charakterzeichnung der handelnden Personen gelingt. Durch die Auflagen der Wiener Zensur war Da Ponte 1784 gezwungen, den revolutionären Geist des Werkes abzuschwächen. Aber was der unerschrockene Figaro nicht mehr mit Worten sagen darf, das sagt für ihn Mozarts Musik.
Musikalische Leitung: GMD Killian Farrell
Nachdirigat: Chin-Chao Lin
Regie: Philipp M. Krenn
Bühne, Kostüme: Walter Schütze
Chor: Roman David Rothenaicher
Dramaturgie: Claudia Forner
Graf Almaviva: Johannes Mooser
Gräfin Almaviva: Emma McNairy
Susanna, deren Kammermädchen: Monika Reinhard
Figaro, des Grafen Kammerdiener: Johannes Schwarz
Cherubino, Page des Grafen: Sara-Maria Saalmann
Marcellina, Beschließerin im Schlosse: Tamta Tarielashvili
Bartolo, Arzt aus Sevilla: Selcuk Hakan Tiraşoğlu
Basilio, Musikmeister der Gräfin/Don Curzio, Richter: Tobias Glagau
Barbarina, seine Tochter: Julie Mooser
Antonio, Gärtner des Grafen, Susannas Oheim: Mikko Järviluoto
Chor des Staatstheaters Meiningen
Statisterie des Staatstheaters Meiningen
Es spielt die: Meininger Hofkapelle
„So viele Farbtupfer im Theaterspiel sah man schon lange nicht mehr. Und so viel munteres Liebesgetümmel gab es auf der Bühne des Meininger Theaters noch nie, in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Hochzeit des Figaro".“
Während aus den Köpfen der Kreativteams vor und hinter den Kulissen die verrücktesten Ideen sprießen, gedeihen zur gleichen Zeit die betörendsten Blüten aus Mozarts unendlichem Kosmos der Fantasie. Dass beides dem Publikum nicht als Widerspruch erscheinen muss, sondern als Spielarten ein und desselben menschlichen Themas, ist den unmittelbaren Überbringern der Botschaft zu verdanken: den bewundernswert aufeinander eingestimmten Sängerinnen und Sängern. Sie nehmen die Musik mit allen Sinnen dankbar auf, um sie mit spielerischer Empathie ans Publikum weiterzureichen.
Siggi Seuß, Mainpost, 31.10.2023
Schon, wie Generalmusikdirektor Killian Farrell bei der Ouvertüre mit der Hofkapelle durchstartet, weist den Weg. Es bleibt so flott und zupackend dramatisch, hängt auch dann nicht durch, wenn es mal melancholisch wird.
Joachim Lange, Thüringer Allgemeine, 30.10.2023
Regisseur Philipp M. Krenn hat eine quirlige, temporeiche Komödie mit allerlei frivolen Anspielungen und ebensolchen Szenen geschaffen. Sie verlegen das Intrigenspiel sehr passend in eine Werbeagentur der 1960-erJahre, mit allem, was dazugehört: Schreibtische mit tippenden Fräuleins und Wählscheibentelefonen, Gummibäumen, die im Geschehen oft herhalten müssen, und dem herrlichen Werbespruch „Der Anzug sagt viel, die Krawatte sagt alles“ neben dem Firmennamen „Alma viva LLC“ – lebende Seele.
Walter Schütze hat dem verwirrenden Spiel eine entsprechende Bühne gebaut. Die Drehbühne des Staatstheaters ist fast unablässig in Bewegung und offenbart einen großen Büroraum mit tippenden Sekretärinnen an alten Schreibmaschinen, Susannas Büro, Besprechungszimmer und den Raum der Gräfin, einen Tresorraum und dazwischen die Damen- und Herrentoiletten, die keine unerhebliche Rolle im Geschehen spielen.
Emma McNairy als Gräfin besitzt eine reiche Sopranstimme, warm, dunkel fundiert, rund und mit großem Ton. Sie gestaltet ihre beiden schwierigen Arien mit Bravour, bei Dove sono i bei momenti füllt sie ihre Töne mit Verve und Feuer.
Jutta Schwelger, O-Tom Kulturmagazin, 30.10.2023
Regisseur Philipp M. Krenn zeigt das zeitlos menschliche Verhalten in seiner Wankelmütigkeit überdeutlich in Mimik, Gestik und Haltung der Protagonisten. Es gibt nicht die Guten oder die Schlechten. Jeder hat Ecken und Kanten. Keiner ist ein Heiliger, sondern vielen Gefühlen und Versuchungen ausgesetzt. Wo, wenn nicht in einer Firma, sind Nettigkeiten und Gemeinheiten, Opportunismus und Machtgehabe zuhause? (…) “ Herrliche Situationskomik und viel feiner Witz sorgen dafür, dass die Oper nicht verbissene und farblose Gesellschaftsanalyse betreibt.
Monika Reinhard, die Hauptfigur Susanna, zeigt wieder mal ihr großartiges Talent, eine Rolle nicht nur brillant zu singen, sondern die Figur völlig lebensecht zu spielen. Sie verzichtet auf Theatralik und agiert voller Natürlichkeit, denn sie kann sich der Wirkung ihrer Stimme sicher sein.
Johannes Mooser verkörpert in Idealbesetzung den Grafen Almaviva, mal übergriffig, mal jämmerlich, und die gewaltige Resonanz seiner Stimme passt zu seiner Rolle als Boss der Werbeagentur.
Sara-Maria Saalmann darf als Cherubino wieder einmal voll ausleben, was sie drauf hat. Liebestoll und chaotisch, herrlich unkonventionell und jungenhaft ist sie immer da, wo sie eigentlich nicht sein sollte und sorgt für Verwicklungen. Ihr glockenheller, kräftiger Sopran verleiht diesem jungen Spund besondere Strahlkraft.
Inge Kutsche, Der Opernfreund, 30.10.2023
Eine frische, hoffnungsvolle gerade begonnene Zweisamkeit ist aus Meiningen allemal zu vermelden – mit seinem Mozart Einstand am Pult der Hofkapelle hat sich der neue GMD Killian Farrell vom ersten Ton der verblüffend flotten Ouvertüre an auf die Seite eines Komponisten gestellt, der für uns heute immer noch unverzichtbar ist.
Roberto Becker, Freies Wort, 30.10.2023
Johannes Mooser ist ein bullig-schmieriger Graf Almaviva, dem man abnimmt, dass er seine Gattin ebenso einschüchtern kann wie die Untergebenen. Auch stimmlich hat er die Mackerposen ebenso zur Verfügung wie Momente großer Verunsicherung. Seinen Gegenspieler Figaro gibt Johannes Schwarz als quirlig-smarten Jüngling, der seine Position im Betrieb noch finden muss, aber immer auf dem Sprung ist, um den Chef in die Schranken zu weisen.
Uwe Friedrich, MDR-Klassik, 31.10.2023