Staatstheater Meiningen
Menü Tickets

Die Rückeroberung der Hoffnung

Schauspiel-Tanz-Performance von Miriam Haltmeier
Uraufführung


Die Theaterbühne als Ort der Auseinandersetzung: Hier lehnt sich eine Antigone gegen den Herrscher Kreon auf, hadert Hamlet mit einem politischen System oder kämpfen zwei Königinnen miteinander – was aber haben die Konflikte, die seit Jahrhunderten auf unseren Theaterbühnen gespielt werden, mit uns zu tun?
In ihrer Stückentwicklung untersucht Miriam Haltmeier mit Mitgliedern des Schauspielensembles und zwei Tänzerinnen und Tänzern auf spielerische Art unser soziales Miteinander und geht der Frage nach, was Gesellschaft bedeutet und wie sich diese durch das Begegnen der Einzelnen bildet – mit und trotz unterschiedlicher Ansichten und Prägungen. Welche Kräfte können durch dieses Miteinander freigesetzt werden, wann und wie bekommen wir Lust uns zu engagieren und mitzureden und wann wollen wir uns einfach zurückziehen? Sind wir uns alle unserer Möglichkeiten zur politischen Teilhabe bewusst – besonders in den gegenwärtigen Umbruchszeiten, in denen es immer wichtiger wird, die Demokratie zu schützen?
Mit der Sprache des Schauspiels und des Tanzes und mit Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen gestern, heute und auch morgen, soll dieser Abend Mut machen zu streiten und zu lieben, sich als Teil zu fühlen und vielleicht sogar an Wunder zu glauben.

Pressestimmen

Hier breitet sich das Vokabular der Haltmeierschen Kunstsprache vor uns aus... Tanz, Schauspiel, Chöre, O-Ton-Collage, LichtKlang-Installation: ...Dieser Abend (fällt) ebenso wenig auseinander wie das Haus, von dem er erzählt. Stattdessen fängt die Gruppe die außenseiterisch taumelnde Tänzerin auf. Das alles lässt, mit Akzeptanz und Respekt, Raum zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wie er sich in Gemeinschaft auftut (...)

Das gründet einerseits auf einer Mischung aus Spiel, Musik, Stimme und Tanz, von der Haltmeier einfach nicht lassen kann, wie sie es einmal formulierte. Er gründet aber auch auf Erfahrungen in und mit der Meininger Stadtgesellschaft, die sie, zum Beispiel in Bürgerforen, als politisch sehr wach erlebt hatte. Viel Streit, Kontroverse, gegenseitiges Unverständnis, aber man blieb doch im Gespräch. Diese vielstimmige Debatte bringt sie auf die Bühne...

Christian Rinke hat eine abstrakte Form gefunden, die konkret wird: eine für die Kernmetapher dieses in vielerlei Hinsicht besonderen Abends: ein altes Haus mit viel Bau- und Lebensgeschichte (...)

Aller Gleichheit markiert das Weiß ihrer Kostüme, aller Unterschiedlichkeit deren Zuschnitt, der Funktion ihrer Figuren entsprechend: die Ministerin und der Mann von der Bauaufsicht, der Handwerksmeister und sein Lehrling, der Klimaaktivist und die Künstlerin sowie die wie ein Trabant um diesen fragilen Planeten kreisende beziehungsweise tanzende Außenseiterin.

Intendant Jens Neundorff und Schauspielchef Frank Behnke haben diesen Weg gefördert und begleitet, gewiss in der Hoffnung einer neuen Rückeroberung. Dass und wie es nun gelungen ist, stiftet Zuversicht und ist fast schon ein Wert an sich.

Diese Inszenierung nimmt Debatten auf. Und sie wird wohl welche auslösen.

Thüringer Allgemeine, Michael Helbing, 25.03.2025