Uraufführung
nach dem Roman von Christoph Hein
Christoph Hein gilt als einer der wichtigsten Chronisten der (ost-)deutschen Lebensverhältnisse. Mit seinem jüngsten Roman „Guldenberg“ (2021) blickt er erneut schonungslos hinter die Kulissen einer Kleinstadt und macht sie zum Symbolort für einen beängstigenden Niedergang.
Als eine Gruppe von unbegleiteten jungen Syrern im Alten Seglerheim am Stadtrand einquartiert wird, ist es mit der Ruhe in Guldenberg vorbei. Der Stammtisch schäumt. Bald fliegt der erste Stein, Reifen werden zerstochen, das Gerücht um eine Vergewaltigung erregt die Öffentlichkeit. Schließlich brennt das Alte Seglerheim. Doch was wird aus einer Stadt, in der die Gewaltbereiten, die Ewiggestrigen die Zukunft bestimmen?
Heins Roman folgt der Dramaturgie einer Eskalation. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit werden zu Brandbeschleunigern für unbewältigte historische Konflikte und zum Ventil für diffuse Zukunftsängste. Im Morast der Kleinstadt gelten eigene Gesetze, der Rechtsstaat dient hier allenfalls als Selbstbedienungsladen. Der kritische Blick des Autors macht dabei keinen Unterschied zwischen der Kleinstadtgesellschaft und den Menschen mit Fluchterfahrung. Mal wirkt „Guldenberg“ dokumentarisch, mal wie eine groteske Realsatire, auf jeden Fall ist er ein starker Stoff für die Bühne.
Regie: Max Claessen
Bühne: Ilka Meier
Kostüme: Christian Rinke
Video: Andreas Klein
Dramaturgie: Cornelius Benedikt Edlefsen
Marikke Brummig, Heimleiterin: Miriam Haltmeier
Konstantin Kötteritz, Bürgermeister: Stefan Willi Wang
Stefan Haubrich-Becker, Unternehmer: Michael Jeske
Bärbel Nimrod: Emma Suthe
Alexander Fuschel, Pfarrer: Gunnar Blume
Klaus Schrödinger, Anwalt: Gunnar Blume
Walter Lichtenberger, Pfarrgemeinrat, Stadtrat: Michael Schrodt
Bernhard Kremer, Polizeichef: Michael Schrodt
Adil: Ahmad Jolaak
Enis: Mirza Jbouri
Hakim: Shadi Abdulhai
Schifferchor: Schauspielensemble des Staatstheater Meiningen
Bei der Premiere blieb kaum ein Platz frei – das Publikum zeigte sich äußerst interessiert und nach den knappen zwei Stunden einhellig angetan: Langer Applaus, Beifall mit den Füßen.
Meininger Tageblatt, Peter Lauterbach, 28.11.2022
Die gesamte Dramaturgie des Stücks ergibt sich aus diesem Querschnitt durch die Stadtgesellschaft […]. Ihre Schärfe gewinnt sie aus dem Kanten der geschilderten Konflikte. Es geht nicht um ein Spiel, sondern um den Ernst der Lage: Hinschauen hilft!
Nachtkritik, Christian Muggenthaler, 27.11.2022