Uraufführung
Ballett von Julia Grunwald
mit bekannten Filmmusiken, Popsongs & Evergreens
Wenn es Nacht in Paris wird, funkeln und leuchten die Boulevards. Hier treffen sich nicht nur Künstler:innen und Intellektuelle, die von Freiheit und Unabhängigkeit träumen, auch die Varietés laden alle und jede:n zum Amusement ein. Das berüchtigtste und wohl allen bekannte ist das Moulin Rouge – ein Nachtclub, der blendendes Treiben verspricht und Ursprungsort für den noch heute so berühmten CanCan ist. Auch wenn in der Roten Mühle „voulez vous coucher avec moi“ gelehrt und gepredigt wird, lernen sich hier zwei Menschen kennen – ungleich in ihrer Herkunft – vereint in einer gemeinsamen und bedingungslosen Geschichte.
Mit diesem Spektakel begibt sich das Eisenacher Ballettensemble mit der erfahrenen Gastchoreografin Julia Grunwald, die u. a. Choreografien für das Staatstheater Saarbrücken, das Landestheater Coburg, aber auch immer wieder für Eisenach und Meiningen entwickelt, direkt in das Herz der französischen Hauptstadt. Der Zauberkasten dieses Abends ist prall gefüllt mit Filmmusiken und Popsongs, starken Ensemblenummern und der absoluten Liebe! EinTanzereignis über ein legendäres Etablissement und das größte Gefühl des Menschlichen.
Choreografie: Julia Grunwald
Bühne: Robert Schrag
Kostüme: Danielle Jost
Musikarrangement: Christopher Koziol
Ballettmeisterin: Verónica Villar
Chris: Adson Lipaus Zocca
Satine: Cara Verschraegen
Duke: Luigi Cifone/Paul Kenny
Conférencier: Renaud Thomas Garros/Andrea de Marzo
Freunde: Joadson C. Sousa, Admir Kolbucaj, Daran Pereira Ferreira
Varieté-Girls: Gaia Zanirato, Elena Zanato, Brianna Hicke, Teresa Alcázar Diaz, Antonia Selow, Amanda Schnettler-Fernández, Lucia Giarratana, Sara Olivieri
Bar-Keeper: Balazs Szijarto
Frauen in der Bar: Antonia Selow, Elena Zanato, Brianna Hicke
Reiche Gäste: Paul Kenny/Luigi Cifone, Balazs Szijarto
Das Eisenacher Ballettensemble fasziniert mit einem gekonnt freizügigen Varieté.
Julia Grunwald komponiert Stimmungen – alleine aus der Haltung ihrer Tänzer, schafft Situationen wie auf einer Schauspielbühne – nur dass sich der Text eben in Bewegung auflöst.
Man merkt, es macht der Choreografin unendlich viel Spaß, die Deutungsmöglichkeiten im Ungefähren zu lassen. Auf hauchdünnem Grat. Und doch, ganz sicher, sind sie immer dort, wo sie sein müssen, im Ballett und nicht im Schuppen. Das ist gewollt und macht zum guten Teil die Verführungskraft des Abends aus.
Schließlich schwebt („I’m a good Girl“) die von der Decke, die alle Herzen brechen kann: Satine (Cara Verschraegen). Um sie beneidet wohl manches Ensemble hierzulande die Eisenacher. Eine Tänzerin, die in diesem Spiel die Klaviatur der weiblichen Möglichkeiten kennt, sich im Tanz die Souveränität der Bühne zueignet, unnahbar und nahbar zugleich wirkt.
Es ist ein Versuch, mit den spielerischen Möglichkeiten eines Tanztheaterensembles eine, zugegeben, traurige Geschichte leidenschaftlich zu erzählen. Und das gelingt in Eisenach grandios – auch, weil Julia Grunwald selbst die kleinste Szene immer mit einer Spur Ironie perfekt zu bauen weiß.
Freies Wort, Peter Lauterbach, 24.10.2023
Unterm Strich gewinnt die große, von der leichten Muse überwältigte, vom Publikum ausgiebig gefeierte Show.
Mit Ottomane, Spanischer Wand und Schminktisch verwandelt sich der Saal in den Salon Satines, der reizenden Hauptattraktion des Varietés, der Cara Verschraegen hinreichend lasziv gestaltet.
Thüringer Allgemeine, Michael Helbing, 23.10.2023