Romantische Oper in drei Aufzügen von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha
Nicht nur Meiningen konnte sich eines Theaterherzogs rühmen – auch Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha zeigte sich musisch äußerst engagiert. Ganze zwei Jahre widmete er der Komposition seiner Oper „Santa Chiara“, die unter Franz Liszt 1854 am Gothaer Hoftheater ihre Uraufführung erlebte. Schnell ins in- und ausländische Repertoire aufgenommen, erfuhr das Werk 1855 sage und schreibe 60 umjubelte Vorstellungen an der Pariser Oper. In geschickter Symbiose verschmelzen hier italienisches Belcanto mit deutschem Liedgut, gewürzt mit der nötigen Dosis Dramatik. Handlung und Libretto dagegen folgen nicht immer den Gesetzen der Logik. Das Sujet fußt auf der Historie um den Zarewitsch Alexej, der aus politischem Kalkül 1710 die Prinzessin Charlotte von Wolfenbüttel heiratete. Der Gattin bald überdrüssig, versucht er sich mittels Gift der ungeliebten Frau zu entledigen. Doch der Arzt verabreicht ihr lediglich einen Schlaftrunk. Charlotte gelingt es, nach Italien zu fliehen, wo sie nahe Neapel als Santa Chiara verehrt wird. Ein Zufall, wie es ihn nur in der Oper gibt, verschlägt auch den flüchtigen Alexej in selbige Gegend. Beim Anblick der Totgeglaubten befördert er sich selbst ins Jenseits.
Mit Hendrik Müller konnte ein Regisseur gewonnenen werden, der auf dem Gebiet von Wiederentdeckungen internationale Erfolge feiert, so dass man auf einen außergewöhnlichen Opernabend gespannt sein darf.
Musikalische Leitung: Philippe Bach
Regie: Hendrik Müller
Bühne: Marc Weeger
Kostüme: Katharina Heistinger
Dramaturgie: Claudia Forner
Charlotte: Lena Kutzner/Deniz Yetim
Bertha: Marianne Schechtel/Sandra Maxheimer
Victor: Patrick Vogel
Alexis: Johannes Mooser
Aurelius: N. N.
Alphonse: Tomasz Wija
Herbert: Mikko Järviluoto
Chor des Staatstheaters Meiningen
Statisterie
„Die Hofkapelle macht ihrem Namen unter GMD Philippe Bach alle Ehre. Die wunderbare Lena Kutzner als Charlotte Christine und Patrick Vogel als ihr Verehrer Victor, aber auch Johannes Mooser als Zarewitsch und Marianne Schechtel als Charlottes Vertraute Bertha führen ein fabelhaftes Ensemble samt Chor an.“
Thüringer Allgemeine, Joachim Lange
„Johannes Mooser lässt sich überzeugend in diesen kranken Charakter fallen und singt einen sehr eindrucks- und kraftvollen Bariton, der alle Facetten von Gemeinheit und Bosheit, Wahnsinn und Angst stimmlich hingebungsvoll präsentiert. [...] Niemand will eine Traviata, eine Carmen oder einen Holländer aus dem Programm schmeißen, aber wie bereichernd und spannend wäre es, wenn mehr Häuser dem Meininger Beispiel folgen würden und solchen Raritäten einen festen Platz im Spielplan reservieren.“
Der Opernfreund, Inge Kutsche
„…es ist viel los auf der Bühne und im Graben. Um mal etwas zu Kalauern: Sie singen allesamt fürstlich. Es ist grandios wie Lena Kutzner sowohl das Entsetzen über die Zustände am Zarenhof, als auch das dominante Charisma ausspielt, mit dem sie ihre „Gemeinde“ als Unternehmen führt. An ihrer Seite brillieren Marianne Schechtel als Vertraute Bertha ebenso wie Patrick Vogel als ihr tenorschmachtender und schmetternder Verehrer Viktor de St. Auban. Auf der anderen Seite ist auch der Wahnsinn des Zarewitsch bei Johannes Mooser gut aufgehoben.“
Die Deutsche Bühne, Roberto Becker
„Sie nennen es „Ent-Heiligen“. Hendrik Müller und Marc Weeger holen gern die von Vätern, Tyrannen und Liebhabern an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebrachten Opernfiguren des 19. Jahrhunderts vom Sockel. Am Staatstheater Meiningen gab es eine für solche Großtat eine tolle Gelegenheit….. Der dritte Akt gerät zur mit Szenenapplaus belohnten Überraschung. Da wird Charlotte Christine zur Rudelführerin der weißen m/w/d-Bräute vom Orden der geschlechtlichen Dreifaltigkeit…. Das zum Teil von weit her angereiste Publikum jubelte über etwas, was man weltweit derzeit nur in Meiningen erleben kann. „Santa Chiara“ ist die aufregendste mitteldeutsche Opernentdeckung aus dem 19. Jahrhundert …“
Concerti, Roland H. Dippel
„Bühne (Marc Weeger) und Kostüme (Katharina Heistinger) geben die ideale poppige Rahmung für etwas, das nicht wirklich ernst genommen werden will…. Man muss sich darauf einlassen wollen. Dann funktioniert auch „Santa Chiara“, die mit dem Begriff der Seifenoper am besten umschrieben ist, parfümiert, schäumend und vor allem: seifig.“
Frankfurter Allgemeine, Christiane Wiesenfeldt