Staatstheater Meiningen
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Woyzeck__P 01.03.2025 | Leonard Pfeiffer

Woyzeck

nach Georg Büchner
Fassung von Gabriela Gillert
ab 14 Jahren


Liebe. Hass. Verzweiflung. Büchners selbstzerstörerisches Seelen-Fragment, das er im Alter von nur 21 Jahren schrieb, ist viel mehr als ein Schrei nach Liebe. Es ist ein Schrei gegen den Druck der Welt und ein Aufschrei einer ganzen Generation gegen eine Gesellschaft, die so viel von einem erwartet, dass man nur verlieren kann.
Im Fokus der Meininger Inszenierung steht nur er: Woyzeck. Ein junger Mann, lebendig, rebellisch, voller Träume. Er wäre gerne ein Teil von dieser Welt, will mitschwimmen im Strom der Zeit, und rennt dabei von einem Job zum nächsten. Und er ist verliebt: in Marie. Ihr würde er gerne etwas bieten, ihr seine Welt zu Füßen legen. Dann wird er auch noch Vater. Jetzt muss er schneller rennen. Wird ein Getriebener vom bürgerlichen Leben. Schnell merkt er, dass er nicht noch schneller rennen kann. Merkt, dass nicht dazugehört, wer kein Geld hat und dass man Armut nicht entkommen kann. Er schreit – aber keiner hört ihn. Auch Marie nicht, sie hat nur noch Augen für einen anderen. Und Woyzeck beginnt vor Eifersucht zu rasen. Er erdrückt seine Gefühle, verliert sich selbst und seine Liebe. Wenn man alles ausgelöscht hat, wer ist man dann noch? Er wird zum Verlierer, zum Täter und am Ende bleibt ihm nur ein emotionaler Amoklauf in den eigenen Abgrund.
Mit „Woyzeck“ schrieb Büchner ein sozialrevolutionäres Plädoyer für die Würde des Menschen mit der großen Hoffnung auf ein Recht auf freie Selbstbestimmung.


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Regie: Gabriela Gillert

Bühne, Kostüme: Helge Ullmann

Musikalische Leitung, Komposition: Xell.

Dramaturgie: Henning Bakker


Woyzeck: Leonard Pfeiffer

Marie: Alonja Weigert

Doktor/Andres: Max Rehberg

Tambourmajor/Hauptmann: Johannes Schönberg

Pressestimmen

Man blickt klaren Auges in die Abgründe der Menschen, selbst auf einer leeren Bühne. In den Meininger Kammerspielen gibt es, eingerichtet von Helge Ullmann (auch Kostüme), allerdings etwas mehr als nichts: Eine umrandete, mit schwarzer Folie ausgelegte Grundfläche. Ein paar metallene Sitzobjekte, riesige Lautsprecher-Licht-Maste. Das erinnert an die Tanzfläche einer Heavy-Metal-Disco, dann an ein flaches Wasserbecken. Alsbald schwebt ein Bett vom Theaterhimmel herunter – zerbrechliches Symbol für kärgliche Geborgenheit. Und es regnet und regnet, bis der Kunstnebel, von Lichteffekten verstärkt, wabert oder der Boden sich in eine einzige glitschige Fläche verwandelt, auf der Woyzeck – drehbuchgemäß – häufig in Schlittern gerät.[…]

In dieser wabernden, wummernden und wässrigen Kulisse bewegt sich Leonard Pfeiffer als Woyzeck bewundernswert sicher. In Gestus und Sprache nimmt man ihm das geknechtete Wesen fraglos ab. Auch Alonja Weigert (Marie), Max Rehberg (Doktor, Kamerad Andres) und Johannes Schönberg (Hauptmann, Tambourmajor) interpretieren ihre Rollen glaubwürdig.

Main-Post, Siggi Seuß, 06.03.2025