Die Gründung der Meininger Hofkapelle geht bereits auf das Jahr 1690 zurück. Wachsende künstlerische Bedürfnisse des neugegründeten Hofes in der zur Residenz erhobenen Stadt Meiningen und die Einweihung der Schlosskirche erhöhten die musischen Ansprüche. Das kleine Ensemble, welches zunächst aus einzelnen Sängern und Instrumentalisten zusammengesetzt war, leitete der Komponist und Dirigent Georg Caspar Schürmann. Unter seiner Leitung (1702–1707) wurden insbesondere die von ihm selbst komponierten Opern aufgeführt. Von 1711 bis 1731 stand Johann Ludwig Bach, genannt der „Meininger Bach“, der Kapelle vor und rückte mit seinen Nachfolgern Gotthold Friedrich und Johann Philipp Bach die kirchenmusikalische Richtung in den Vordergrund.
Moderner Zeitgeist beherrschte die Hofkapelle von Anbeginn, denn schon frühzeitig versuchte man, höfische und kirchliche Musik zu einem bürgerlichen Konzertleben zu vereinen. So kam es mit Hilfe der örtlichen Freimaurer am 14. März 1781 zu einem ersten öffentlichen Konzert im Logenhaus. Hohe Verdienste erwarb sich der Kapellmeister I. M. Feiler (1778–1814), der neben anspruchsvollen Opernaufführungen auch Abonnementskonzerte ins Leben rief. Nach Feiler leiteten zwei Schüler Louis Spohrs das Orchester: 1829 übernahm der vorherige Konzertmeister Eduard Grund die Stabführung und eröffnete mit „Fra Diavolo“ 1831 das neue Theatergebäude, bis er 1857 von seinem Violinkollegen Johann Joseph Bott abgelöst wurde. Obwohl Herzog Bernhard II. größten Wert auf Oper im Theatergebäude und Kammermusik im Schloss legte, erkämpften sowohl Grund als auch Bott der Sinfonik ihren festen Platz.
Als nächster Kapellmeister findet sich Emil Büchner (1865–1880) verzeichnet, während der Konzertmeister Friedhold Fleischhauer als eigentliche Seele des Orchesters wirkte. Seiner Initiative sind auch erste persönliche Kontakte zu Richard Wagner zu verdanken, und nachdem Herzog Georg II. den Opernbetrieb zugunsten des Schauspiels eingestellt hatte, konnte sich das Orchester ganz aufs Konzert konzentrieren. Der Niveauanstieg bewog Wagner, sich den Stamm seines Bayreuther Festspielorchesters unter den „Meiningern“ zu suchen.
Mit dem Antritt Hans von Bülows Anfang Oktober 1880 wird nochmals eine Wende in der Geschichte des Orchesters markiert. Bülow brachte frischen Wind und internationales Flair in die südthüringische Residenz. Erstmals erklangen Werke von Liszt, Wagner und anderen „Neudeutschen“ in Meiningen; Bülow läutete die bis heute währende Tradition der Aufführung Brahmsscher Werke (die 4. Sinfonie konnte in Meiningen uraufgeführt werden) ein. Der anspruchsvolle Dirigent war sich des Vorzugs bewusst, die wahrscheinlich einzige Kapelle Deutschlands zu leiten, die sich ausschließlich dem Konzert widmen konnte. In unermüdlicher Probenarbeit entwickelte er die Meininger Hofkapelle zu einem europäischen Eliteorchester. Ganz im Geiste des kunstsinnigen Georg ging die Kapelle zunehmend im „musikmissionarischen“ Sinne auf Reisen. Von insgesamt 200 öffentlichen Konzerten fanden drei Viertel in ganz Deutschland, später in weiten Teilen Europas statt.
1885 überließ Bülow sein Amt dem 21-jährigen Richard Strauss; bereits ein halbes Jahr zuvor hatte Bülow den aufstrebenden Komponisten als Stellvertreter verpflichtet. Strauss verließ jedoch schon 1886 die thüringische Residenz. Sein Nachfolger Fritz Steinbach setzte das Erbe Bülows fort und führte auf Tourneen durch Holland, die Schweiz, Dänemark, England und Böhmen die Hofkapelle zu internationalem Ansehen, obwohl „Die Meininger“ längst keine Unbekannten mehr waren.
Berühmte Künstler wie Johannes Brahms und Eugen d'Albert wurden als Solisten gewonnen. Außerdem machte sich Steinbach um die Reformierung des Chorwesens und die Wiederbelebung der Bachpflege verdient, was Max Reger zu dem Ausspruch veranlasste: „Es gibt nur ein Orchester, das ich haben möchte: Meiningen.“ Doch bevor Reger die Kapelle übernahm, dirigierte der Pianist und Komponist Wilhelm Berger das Orchester. Auch er dirigierte über 150 Gastspiele, verstarb aber bereits 1911 im Alter von 50 Jahren.
Mit Max Reger erhielt die Kapelle wiederum einen international renommierten Künstler an ihrer Spitze. Der Komponist sah in dem ihm anvertrauten Klangkörper vor allem ein geeignetes Instrument zur Verbreitung eigener Werke, von denen viele wichtige in der Meininger Zeit entstanden – so hat er u.a. seine Mozartvariationen der Meininger Hofkapelle gewidmet.
Das Jahr 1914 musste nach dem Tod Georgs II. und mit Ausbruch des ersten Weltkrieges zeitweise an die Auflösung der Kapelle gedacht werden. Nach Kriegsende ging die Hofkapelle in den Besitz des Landes Thüringen über und wurde zwischen den Weltkriegen von dem jungen Kapellmeister Heinz Bongartz fortgeführt.
Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte Meiningen zu den ersten Theatern, die den Spielbetrieb wieder aufnahmen. An ihrem Pult standen seither Peter Schmitz, Ulrich Haverkamp, Rolf Reuter, Olaf Koch, Wolfgang Hocke, Marie-Jeanne Dufour, Kirill Petrenko, Fabrizio Ventura, Alan Buribayev und Hans Urbanek.
Seit dem 17. Dezember 2006, dem Festakt anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Meininger Theaters, heißt das Orchester des Meininger Theaters wieder „Meininger Hofkapelle“. Mit dem Namen soll an die große Tradition des Meininger Orchesters Ende des 19. Jahrhunderts erinnert werden, der man sich verbunden und verpflichtet fühlt. Von 2010 bis 2022 war Philippe Bach GMD des Klangkörpers und prägte mit seinen Konzertprogrammen und Dirigaten im Musiktheater das Ensemble und die musikalische Ausrichtung unseres Theaters maßgeblich. Seit der Spielzeit 2023/24 ist der irische Dirigent Killian Farrell neuer Generalmusikdirektor des Staatstheaters Meiningen. Unter seiner Leitung kamen bisher Wagners „Die Feen“, Strauss' „Die Fledermaus“ und Mozarts „Hochzeit des Figaro“ zur Premiere. Er pflegt die Traditionen seiner Vorgänger und setzt neue, eigene Akzente. Darüber hinaus bringt er mit neuen Erstaufführungen, Solisten und Dirigenten bereichernde Farben in die verschiedenen Konzerte der Meininger Hofkapelle.